Die ärztliche Arbeitsunähigkeitsbescheinigung
ist in der Praxis extrem wichtig, insbesondere ür Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Über dieses kleine S࿌k Papier gibt es viel Neues zu berichten.
Die telefonische Krankschreibung
Seit Oktober 2020 ürfen Ärzte ihre Patienten mit leichten Erkrankungen der oberen Atemwege nach telefonischer ࿌ksprache bis zu sieben Tage lang krankschreiben. Die Arbeitsunähigkeit kann dann einmalig um bis
zu weitere sieben Kalendertage verängert werden. Diese Regelung gilt zu์hst bis ärz 2021.
Krankschreibung per Videosprechstunde
Ärzte önnen ihre Patienten ebenfalls seit Oktober 2020 auch in einer Videosprechstunde krankschreiben. Voraussetzung daür ist, dass der Patient der Praxis aufgrund füherer Behandlung perönlich bekannt ist
und die Arbeitsunähigkeit im Rahmen einer Videosprechstunde festgestellt werden kann.
Ein Patient gilt einer Praxis als perönlich bekannt, wenn er dort füher schon einmal unmittelbar ärztlich untersucht worden ist. Dies kann bei Gemeinschaftspraxen auch durch einen Kollegen erfolgt sein und
auch aufgrund einer anderen Erkrankung. Eine zeitliche Einschänkung gibt es hierbei nicht.
Eine erstmalige Krankschreibung per Video kann der Arzt ür maximal sieben Kalendertage ausstellen. Danach muss der Patient die Praxis aufsuchen, falls er weiterhin arbeitsunähig sein sollte.
In der Video-Sprechstunde ist dann eine Folgeverordnung öglich, wenn der Patient bereits zuvor wegen derselben Krankheit perönlich in der Praxis war und deshalb eine Arbeitsunähigkeit festgestellt wurde.
Weitere Folgebescheinigungen sind dann grundätzlich ebenfalls ohne erneuten Praxisbesuch öglich.
Patienten haben jedoch keinen Anspruch darauf, dass die Arbeitsunähigkeitsbescheinigung in einer Videosprechstunde ausgestellt wird. Die Entscheidung liegt beim Arzt.
Telefonisch grundätzlich nicht öglich
Eine generelle Krankschreibung nur auf Basis eines Telefonats, einer Chat-Befragung, per WhatsApp oder eines Online-Fragebogens wurde explizit nicht in die Regelung aufgenommen und ist damit nicht öglich –
mit Ausnahme der befristeten Telefon-Regelung bis zum 31. ärz 2021.
Video soll Standard werden
Auch nach der Corona-Pandemie sollen sich Patienten per Videosprechstunde vom Arzt krankschreiben lassen önnen. Das sieht ein Gesetzentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vor. Speziell in einfach
gelagerten Erkrankungsällen sollen dadurch Infektionen im Wartezimmer vermieden werden. Das Gesetz soll Mitte dieses Jahres in Kraft treten.
Der gelbe Schein bleibꂾstehen
Eigentlich sollte der elektronische Krankenschein zum Jahresbeginn 2021 kommen. Nach dem Terminservice- und Versorgungsgesetz sollten ab dem 1. Januar 2021 Ärztinnen und Ärzte Krankschreibungen nur noch
digital an die Krankenkassen übermitteln. Ab Januar 2022 sollten die Krankmeldungen dann auch elektronisch an den Arbeitgeber erfolgen – das Ende des gelben Scheins.
Wegen der pandemischen Notlage sowie der Tatsache, dass nicht allen Ärzten rechtzeitig die erforderliche Hard- und Software zur Verügung stand, wurde der Zeitplan jedoch gekippt. Mit einem Start ist wohl
fühestens im Sommer 2022 zu rechnen.
Der (neue) Beweiswert der ärztlichen Bescheinigung
Nach der Rechtsprechung kommt einer in Deutschland ausgestellten ärztlichen Arbeitsunähigkeitsbescheinigung ein hoher Beweiswert zu. Grundätzlich nehmen Arbeitsrichter im Falle eines Prozesses an, dass die
Bescheinigung richtig ist. Der Arbeitgeber kann allerdings diese tat์hliche Vermutung erscüttern. Hat er aufgrund vorgebrachter Tatsachen ernsthafte Zweifel an der sachlichen Richtigkeit der
Arbeitsunähigkeitsbescheinigung, muss der Arbeitnehmer durch andere Beweismittel seine Arbeitsunähigkeit nachweisen. Hier kommt beispielsweise die Vernehmung des Arztes als Zeuge in Betracht.
Hoher Beweiswert zweifelhaft
Kann ein Arzt aber tat์hlich ein wirkliches Zeugnis ablegen, wenn er den Arbeitnehmer lediglich telefonisch oder per Video „untersuch“ hat? Im gelben Schein steht nichts über eine perönliche Behandlung. Es
steht zu beürchten, dass wegen der Lockerung des Fernbehandlungsverbots ünftig an der Annahme, dass die Arbeitsunähigkeitsbescheinigung einen hohen Beweiswert hat, nur eingeschänkt festgehalten werden
wird.
ünftig sollte ein Arbeitnehmer bei Gericht zuätzlich darlegen, dass und wann er perönlich beim Arzt vorgesprochen hat oder jedenfalls pe Video mit ihm verbunden war. Denn diese Tatsachen kann der Arbeitgeber
nicht kennen. Bestreitet der Arbeitgeber einen entsprechenden Vortrag des Arbeitnehmers, muss der Arbeitnehmer seine Behauptung zum Kontakt mit dem Arzt beweisen.
Fazit
Der Arbeitsunähigkeitsbescheinigung kommt derzeit noch ein hoher Beweiswert zu. Ob da in Zukunft so bleiben wird, ist ungewiss. Arbeitnehmer sollten auch auf anderem Wege ihre Arbeitsunähigkeit beweisen
önnen, beispielsweise durch ein Zeugnis des Ehepartners oder des Arztes. Arztbesuche sollten ab sofort genau dokumentiert werden.